Die Jugendlichen wussten nun, dass die Salesianer ein Orden sind, ein Orden, der im Sinne Don Bosco, einem Turiner Pfarrer Ende des 19. Jahrhunderts, sich besonders um die Jugend kümmert, dass die Salesianer genauso weltlich gekleidet sind wie sie und nicht an einem Habit (Mönchskutte) wie die Benediktiner in Scheyern, zu erkennen sind, und überhaupt, dass der Aufenthalt in diesem Kloster voller Leben ist und nicht nur stiller Rückzugsort, den es in der Hauskapelle natürlich auch gab. Immer wieder wurden die Schüler und Schülerinnen positiv überrascht: Sie hatten weder mit so schönen Zimmern gerechnet noch mit so vielfältigen, mit Liebe zubereitetem Essen. Letzten Endes war es auch die herrliche Lage des Klosters im Voralpenland. Bessere Rahmenbedingungen konnte es für diese Tage der Orientierung (TdO) nicht geben. TdO, das bedeutet, sich mit Themen des Lebens auseinander zu setzen, Ziele für sein Leben zu entdecken und die Wege, die dorthin führen, sich berühren lassen von seinen Gefühlen und Erfahrungen, sich stärken zu lassen in seinen Fähigkeiten und im Vertrauen zu sich selbst wie zu anderen. So sind diese Tage geprägt von erlebnispädagogischen Elementen. Dabei geht es nicht so sehr um Wissensvermittlung wie es die Schule leistet, sondern um das persönliche Erleben und Verarbeiten von Erfahrungen. Ob bei Spielen, ob beim Klettern oder bei den einzelnen thematischen Einheiten, stets geht es darum, was traue ich mir, was traue ich meinen Mitmenschen zu. Wo fühle ich mich getragen, gerade da, wo mir das Leben schwer fällt, wo ich meine Grenzen spüre. In einem abendlichen meditativen Ausklang kam man zur Ruhe und konnte ordnen, was untertags einen vielleicht aufgewühlt, bewegt hatte. An Themen wurde gewählt „Freundschaft und Partnerschaft“, „Tod und was dann?“ und „Lust am Leben“. Je nach persönlicher Vergangenheit konnte es da schon zu Gefühlsausbrüchen kommen. Mit solchen Emotionen, sei es Trauer oder Lebensfreude, umzugehen, sich nicht verstecken müssen, waren hilfreiche und heilsame Erfahrungen, die befreiten und gut taten. Keiner wurde zu irgendwas gezwungen, aber durch das gemeinsame Erarbeiten von Strategien wurden hilfreiche Lösungen gefunden. Erfolge dieser Tage lassen sich nicht wie in einer Lernzielkontrolle prüfen. Vieles wird aus diesen Tagen mitgenommen, bricht oft erst spät auf und oft erinnern sich die Schüler und Schülerinnen noch dankbar und mit Freude nach Jahren an diese Tage.
Allen, die diese wertvollen Tage ermöglicht haben, sei deshalb ein herzliches „Vergelt`s Gott!“ gesagt, angefangen bei der Schule, die die Jugendlichen drei Tage frei stellt, bei den Eltern, die ihren Kindern diese Tage finanziell ermöglichen, bei den Pfarreien, die hier einen weiteren finanziellen Beitrag leisten bis hin zum Personal in Benediktbeuern, das mit Freude alles dafür tut, dass sich die Schüler und Schülerinnen wohl fühlen und sich auf das Wesentliche konzentrieren können.
Georg Heckert, Dipl.Theol.