Jedes Jahr das gleiche. Ob der Nikolaus kommt? Natürlich! Dafür hatten sich die Kinder der Grundschulen Steinkirchen und Reichertshausen ja extra vorbereitet mit Gedichten, Lesestücken, Liedern, Flöten stücken... Sie wollten sich damit selbst und dem Nikolaus eine Freude bereiten. So wartete man gespannt und ersehnte seinen Besuch und dann war Nikolaus im Bischofsornat da. Was würde er sagen? Klar, die ein oder andere Legende über ihn. Manchem war dies schon bekannt. Doch Nikolaus sprach auch von der Geduld, besser von der Ungeduld, die überall zu spüren ist: Im Verkehr wird gehupt, wenn einer nicht schnell genug ist, an der Ladenkasse wird gedrängelt und dies auch im Pausenverkauf und an der Bushaltestelle und im Unterricht wird dazwischen gerufen, weil jemand nicht warten kann bis er aufgerufen wird. Es ist die Ungeduld, die viele meinen lässt, alles müsste sofort sein, gleich, jetzt, auf einmal. Nur so ist es zu erklären, was die Kinder in der Erwachsenenwelt sehen und erleben: Da wird nicht gewartet in den Läden, bis es Advent und Weihnachten wird, da sehen wir schon Ende Oktober weihnachtlichen Schmuck in den Auslagen und in den Regalen türmen sich Lebkuchen, Plätzchen und noch viel Weihnachtliches mehr. Kein Wunder, wenn es schwer fällt, dann so lange auf Weihnachten warten zu müssen und wer es nicht zusammen bringt, der bringt sich um die Freude an Weihnachten. Ganz gleich, ob beim Plätzchen Backen, wer alles schon vorher wieder aufnascht, hat an Weihnachten keine mehr oder ist so satt, dass ihn diese dann hier nicht mehr freuen, oder wenn Geschenke schon vor dem Heiligen Abend entdeckt werden, dann ist die Freude auch weg. Der Nikolaus bat die Kinder, sich in Geduld zu üben. Er nannte konkrete Beispiele aus dem Schulalltag: Sich melden, warten, bis man aufgerufen wird, sich anstellen, warten, bis auch langsamere Kinder fertig sind. Wenn man so geduldig wird, hat man mehr Zeit. Mehr Zeit, um sich auf etwas vorzubereiten, zum Beispiel eben jetzt auf Weihnachten. Man hat auch mehr Zeit, eine Vorfreude zu spüren. Man hat mehr Zeit zur Ruhe zu kommen und diese zu genießen. Man hat mehr Zeit, nachzudenken, warum wir eigentlich all das machen, warum es Weihnachten heißt: Eine geweihte Nacht, eine heilige Nacht, in der wir uns bewusst machen, dass Gott selbst als Mensch zu uns Menschen gekommen ist. Dies zu feiern, ist der Grund zur Freude. Dies zu feiern, ist der Grund zum Feiern. Damit uns das aber gelingt, brauchen wir Geduld und eine Portion Liebe zueinander. Und als kleines Zeichen für das Gesagte von der Vorfreude und der Liebe teilte der Nikolaus einem jeden ein kleines Säckchen aus.
Georg Heckert, RL i.K.